Selbstfürsorge

Selbstfürsorge -oder dieses Ding des “Ganz seins“

Ja, manchmal tut es „Not“

gut für sich zu sorgen.

Gestern unterhielt ich mich noch mit einer tollen Frau, die auch in der vergangenen Zeit einen Trauerfall in der Familie erlebt hatte.

Ich habe noch so oft an Euch gedacht, meinte sie…

Trauerphasen dauern an und jeder geht mit den persönlichen Empfindungen anders um.

Für manche ist es wichtig sich abzulenken, andere brauchen den sofortigen Rückzug und bei dem ein oder anderen fühlt es sich verhältnismäßig leicht an.

Auch wenn es oftmals nach außen hin leichter scheint – in unserem System passiert einiges.

Ein Familienmitglied verlässt das System und der Platz der Mutter, der Platz des Vaters – ganz egal, ob wir viel oder wenig Kontakt hatten – ist nicht mehr besetzt.

Wir rücken im System nach. Wir sind mit einem Mal die älteste Generation, Verantwortlichkeiten verschieben sich. Die Oma, der Opa, die Frau oder der Mann, die vorher noch ansprechbar waren, greifbar waren und den Platz ausfüllten, sind mit einem Male nicht mehr in unserer Mitte.

Eine Lücke entsteht – und an ihre Stelle tritt erst einmal Trauer.

Dann kommen Dinge, die zu regeln sind im Außen und die damit verbundene Arbeit und eine ganz andere Sicht auf die Familie, die sich erst einmal wieder zurechtfinden darf.

Schön ist es, wenn alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsam trösten können.

Und -wenn wir ein Umfeld haben, welches uns den nötigen Raum der Verarbeitung lässt.

Wenn wir so gelassen werden, wie wir zu diesem Zeitpunkt sind. verletzlich, sortierend, abwägend und auch ängstlich.

Worte, Handlungen und Entscheidungen werden oft sensibler wahrgenommen.

Wir deuten mehr, sind empfindlich – achten darauf wer da ist, wer sich ablehnend verhält und bei wem es sich leicht anfühlt.

Denn mit dem Tod, so empfinde ich es, verteilen sich zudem die „ungelösten“ Themen, die der Verstorbene „noch“ nicht aufgearbeitet hat.

Manches ist sicherlich karmisch, doch bestimmte Krankheitsbilder, die wir im Grunde bei Oma, Opa, der Schwester, dem Bruder usw. kennengelernt haben, treten in kleinen „Dosen“ bei uns auf.

Charakterzüge, Blockaden, Denkmuster werden verstärkt und das, was wir aus Liebe übernehmen oder übernommen haben, wird wieder sichtbar.

Unser Körper beginnt nach mehreren Monaten umzuschalten und das Erlebte zu verdauen.

In den ersten Monaten haben wir funktioniert, wir haben geregelt, gemanagt, haben getröstet und verdaut.

Und dann – wenn es offensichtlich „gut“ ist, kommt eine Müdigkeit.

Wenn es offensichtlich „gut“ ist, spüren wir – puh das war echt anstengend.

Oftmals kommt das Gefühl von „das war heftig“ im Grunde erst einige Monate später…

Dann kann es passieren, dass uns alles zu viel ist, dass Kommunikation, Freunde, Bekannte und der regelmäßige Ablauf des Lebens einfach schwerfällt und das Gefühl „hypersensibel“ zu sein nicht gerade förderlich ist.

Oder eben doch…

Uns wird bewusst, was wirklich aktuell wichtig ist.

Uns wird bewusst wofür wir uns haben breitschlagen lassen, obwohl es sich nicht rund anfühlte, uns wird bewusst, wofür das Leben da ist.

Keine Schale, keine Maskerade, Oberflächliches und Gejammer über Nichtigkeiten gehen uns auf die Nerven.

Und die Erkenntnis, dass wir unser Leben in die Hand nehmen dürfen.

Die Erkenntnis, dass das Leben ganz schnell vorbei sein kann.

Also will ich meine Zeit verschwenden?

Vor einigen Tagen sprach ich mit einem lieben Freund und wir kamen auf den wichtigen Satz: Was würdest Du tun, wenn Du nur noch eine Woche zu leben hättest?

Was wäre zu kurz gekommen? Was hast Du getan oder nicht getan?

Was ist Dir wichtig und was macht Dich glücklich? Bist Du glücklich?

Wenn wir doch wissen und bemerken, dass unser Job uns nicht guttut, wenn wir doch sehen, dass uns jemand nicht gut behandelt und wenn wir, immer und immer wieder unsere Themen mit dem Vorschlaghammer präsentiert bekommen – dürfen WIR etwas verändern.

Und dass heißt, WIR… und nicht den anderen, der uns das gerade durch sein Verhalten spiegelt.

Genau dafür sind diese Phasen Gold wert.

Durch Schicksalsschläge verändern wir uns – wir werden geschüttelt, wir werden sortiert.

Und ich weiß, dass der Tod dazu gehört und Gott sei Dank weiß ich nur zu gut, dass es auf der anderen Seite weitergeht.

Doch die Trauer macht etwas mit uns.

Und was dabei ganz kraftvoll wirkt ist, ist der Mensch, ist die Seele, die nun von der anderen Seite aus einen viel besseren Überblick hat und die Möglichkeit des Helfens übernimmt.

Ja, es tut weh jemanden gehen zu lassen doch es heilt umso mehr, zu spüren, dass die Kraft in anderer Form zu uns zurückkehrt.

Ja und es ist wichtig sich die Zeit zu nehmen, die wir brauchen, es ist wichtig auch die Phase auszuhalten, in der wir vielleicht „komisch“ sind. In der wir Aktionen starten, die für andere nicht stimmig oder nachvollziehbar sind– aber dafür für uns selbst.

Und darum geht es doch.

Niemand sonst steckt in Deiner Haut, niemand sonst zieht den Karren aus dem Dreck oder heilt Deine Wunden.

Ich umarme mich jetzt gerade selbst.

Und ich darf das!

Wir haben Begleiter, wir haben Freunde und Verbindungen, die wichtig sind und die bleiben, weil sie genau wissen, wie es sich anfühlt, nicht ganz „heil“ zu sein.

Die genau wissen, wie es ist zu schwimmen – und die genau wissen, wenn ich wieder da bin, bin ich da.

Gestärkt, geheilt und wieder ganz.

Selbstfürsorge ein wichtiger Begleiter…