Die energetische Balance – Kinder im Feld und die Kraft der weiblichen und männlichen Energie

Stell dir vor, wir sitzen hier in Bocholt, vielleicht bei einer Tasse Tee und betrachten gemeinsam ein Bild.

Ein Familienbild,

gemalt nicht mit Farben, sondern mit den unsichtbaren Linien der Liebe, der Loyalität und der unbewussten Verstrickungen. In der systemischen Aufstellungsarbeit dürfen wir immer wieder Zeugen sein, wie sich diese inneren Bilder im Außen zeigen, und nirgends wird die Empfindsamkeit und die Notwendigkeit der Balance so deutlich wie bei der Position unserer Kinder.

Oftmals kommen Eltern mit einer tiefen Sorge um ihr Kind zu mir. Ihr Kind zeigt Verhaltensweisen, die, die Eltern ratlos machen, es scheint unglücklich oder kämpft mit Schwierigkeiten, die sie sich nicht erklären können.

Kinder haben feine Antennen, sie spüren die Disharmonien im Familiensystem, die unausgesprochenen Konflikte, die ungelösten Trauerfälle, die Verschiebungen in der natürlichen Ordnung.

Oftmals übernehmen sie unbewusst Gefühle, Rollen oder sogar Symptome von anderen Familienmitgliedern, aus tiefer Liebe und bewusster oder unbewusster Loyalität.

Der unbesetzte Platz und die Sehnsucht der Kinder

Stell dir vor, in einem System fehlt ein wichtiger Platz.

Vielleicht der Platz eines früh verstorbenen Großelternteils, eines verstoßenen Onkels oder einer Fehlgeburt, über die nie gesprochen wurde. Dieser unbesetzte Platz erzeugt eine Art Vakuum im System, eine unbewusste Sehnsucht nach Vollständigkeit. Und oft ist es ein Kind, das sich unbewusst auf diesen Platz stellt, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.

In anderen Fällen von Disharmonie übernimmt das Kind oft die „Schwere“, damit es den Eltern wieder gut geht und Harmonie eintritt.

Gleichzeitig spürt das Kind, dass es die „Rolle“ des Erwachsenen, eines -nicht geborenen- Kindes nicht ausfüllen kann. Gedanken, wie: ich werde nie gut genug sein, ich schaffe es nie, ich bin nicht geliebt, weil ich nicht perfekt bin – sind oft die Folge.

Oft gesellt sich Scham und Schuld hinzu. Wenn ich es besser machen würde, würden sie sich nicht scheiden lassen, nicht streiten usw.

Und im Grunde versuchen sie krampfhaft die leere Lücke zu füllen und spüren gleichzeitig dass sie diese Last nicht tragen können und das Kartenhaus immer mehr zusammenfällt.

Manchmal zeigt es Verhaltensweisen, die an die ausgeschlossene Person erinnern, oder es drückt Gefühle aus, die im System keinen Raum hatten.

In der Aufstellung wird dies oft auf berührende Weise sichtbar. Wenn wir die Stellvertreter für die Familienmitglieder im Raum positionieren, können wir spüren, wie sich das Kind zu einem Platz hingezogen fühlt, der scheinbar leer ist, aber energetisch stark besetzt. Es ist, als würde eine innere Stimme rufen: „Ich fülle diese Lücke, damit das System wieder vollständig sein kann.“

Auch in einer Einzelsitzung ist dieses Bild sehr gut erkennbar. Anhand von aufgestellten Figuren zeichnet sich ein komplexes Bild ab, welches nun aus einer anderen Perspektive betrachtet werden kann.

Hintergrund von vielen Blockaden ist die – nicht „genommene“ Kraft der Mutter oder des Vaters.

Sätze, wie:

„Ich habe keinen Vater, ich habe nur einen Erzeuger.“.

„Meine Mutter war nie für mich da, ich habe keine Mutter mehr“ oder – „mein Vater kann mir gestohlen bleiben.“ sorgen dafür, dass wir unsere Eltern energetisch nicht anerkennen.

Dass heißt nicht, wenn Du keinen Kontakt zu ihnen haben magst, dass Du Dich überwinden sollst.

Es geht hier um die energetische Sichtweise – denn auch Deine Eltern haben Prägungen erfahren, die sie zu den Eltern gemacht haben, die sie sind. Es geht darum – sie als Mutter und Vater zu schätzen, die Dich auf die Welt gebracht haben. Durch sie bist Du am Leben und das ist das größte Geschenk. Und sie haben so gehandelt, wie sie es zu dem Zeitpunkt konnten…

Die nährende Kraft der weiblichen Energie

 Die weibliche Energie, in ihrer reinen Form, ist nährend, empfangend, verbindend und fließend. Sie ist die Energie der Mutter Erde, die uns trägt und versorgt. Im Familiensystem ist sie oft mit der Rolle der Mutter verbunden, aber sie kann auch von anderen weiblichen oder sogar männlichen Familienmitgliedern verkörpert werden.

Eine gesunde weibliche Energie im System gibt den Kindern Geborgenheit, Wärme und das Gefühl, bedingungslos geliebt zu werden. Sie ermöglicht es ihnen, ihre Gefühle auszudrücken, sich sicher zu fühlen und Vertrauen in die Welt zu entwickeln. Fehlt diese nährende Energie, vielleicht durch eine überforderte oder emotional abwesende Mutter, kann es bei den Kindern zu einem Gefühl der Leere, der Unsicherheit oder zu Schwierigkeiten in ihren Beziehungen kommen.

Die stützende Kraft der männlichen Energie

Die männliche Energie hingegen ist in ihrer gesunden Form kraftvoll, strukturierend, schützend und richtungsweisend. Sie ist wie der feste Stamm eines Baumes, der Halt und Stabilität gibt. Im Familiensystem ist sie oft mit der Rolle des Vaters verbunden, aber auch sie kann von anderen männlichen oder weiblichen Mitgliedern gelebt werden.

Eine gesunde männliche Energie gibt den Kindern Orientierung, Grenzen und das Gefühl von Sicherheit. Sie ermutigt sie, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre Stärken zu entwickeln und sich in der Welt zu behaupten. Fehlt diese stützende Energie, vielleicht durch einen abwesenden oder schwachen Vater, können Kinder Schwierigkeiten mit Autoritäten, mit der Selbstbehauptung oder mit dem Finden ihrer eigenen inneren Stärke haben.

Ist in einer Familie diese Basis nicht gegeben, fühlt sich das Kind oft berufen Partei zu ergreifen oder durch Vermittlungen, Frieden herzustellen. Es versucht den fehlenden Part einzunehmen und füllt so einen Rucksack auf den Schultern, der nicht zu ihm gehört.

Doch aus Liebe und Verbundenheit und dem tiefsten Wunsch geliebt zu werden – wird ein neues Konstrukt aus Verstrickungen gebildet und irgendwann als „Normalität“ angesehen.

Das Kind erlernt, dass der Vater schwach ist, die Mutter dominant – dass Mütter immer weg sind – oder Väter gewalttätig.

So prägen sich Bilder aus männlicher und weiblicher Sicht und irgendwann wird sich dieses Kind eine ähnliche Partnerschaft „erschaffen“, bzw. einen männlichen Part suchen, so wie sie ihn kennt. Oder eine Partnerin anziehen, die die gleichen Resonanzschwingungen erzeugt, wie wir es kennen.

Die natürliche Ordnung – Kinder auf ihrem Platz

Für das Wohlbefinden der Kinder ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie ihren natürlichen Platz im System einnehmen dürfen: den Platz des Kindes. Sie sind die Kleinen, die Nachkommen, und sie haben das natürliche Bedürfnis, von den Eltern genährt und beschützt zu werden.

Wenn Kinder unbewusst Rollen von Eltern oder Großeltern übernehmen, wenn sie versuchen, ihre Eltern zu trösten oder zu versorgen, gerät die natürliche Ordnung ins Wanken.

In der Aufstellungsarbeit können wir dies sichtbar machen, indem wir die Stellvertreter der Kinder an einen Platz stellen, der ihrer natürlichen Position entspricht: hinter den Eltern, manchmal vor den Eltern in annehmender und empfangender Haltung. Oftmals zeigt sich in der Bewegung der Stellvertreter sofort eine Entspannung, ein Aufatmen, wenn die Kinder wieder ihren „richtigen“ Platz einnehmen dürfen.

Die Integration der weiblichen und männlichen Anteile in uns allen

Es ist wichtig zu verstehen, dass die weibliche und männliche Energie nicht nur an die Geschlechter gebunden sind. Jeder von uns trägt beide Anteile in sich, in unterschiedlicher Ausprägung. Eine gesunde Persönlichkeit zeichnet sich durch die Integration und Balance dieser beiden Kräfte aus.

In der systemischen Arbeit sehen wir oft, wie ungelöste Themen der Eltern mit ihrer eigenen weiblichen oder männlichen Energie sich auf die Kinder übertragen. Vielleicht hat ein Vater Schwierigkeiten, seine kraftvolle männliche Seite anzunehmen, weil er in seiner eigenen Kindheit einen schwachen Vater erlebt hat. Oder eine Mutter hat ihre nährende weibliche Seite unterdrückt, weil sie in ihrer Familie keine Wertschätzung dafür erfahren hat. Diese ungelösten inneren Konflikte können sich dann in den Verhaltensweisen der Kinder spiegeln.

Die Lösung – Heilung durch Anerkennung und Ordnung

Der erste Schritt zur Heilung liegt immer in der Anerkennung dessen, was ist. In der Aufstellung dürfen wir die unbewussten Dynamiken sichtbar machen und die verborgenen Loyalitäten aufdecken. Wenn wir erkennen, welche Rolle ein Kind unbewusst übernommen hat oder welche unausgeglichene Energie im System wirkt, können wir beginnen, die Ordnung wiederherzustellen.

Dies geschieht oft durch einfache, aber tiefgreifende Sätze der Anerkennung und der Loslösung. Wir können dem Kind helfen, seinen Platz als Kind wieder einzunehmen, indem wir sagen: „Du bist mein Kind, du bist der Kleine. Ich bin der Vater/die Mutter, ich trage die Verantwortung.“ Wir können die ausgeschlossenen Familienmitglieder wieder in das System integrieren, indem wir sie ehren und ihnen ihren Platz geben.

Und wir können die Eltern ermutigen, ihre eigene weibliche und männliche Energie in einer gesunden Balance zu leben.

Mama,- ich traue es Dir zu – Du bist die Große

Papa,- ich traue es Dir zu – Du bist der Große

Ich bin nur das Kind.

Das, was ihr miteinander habt – geht mich nichts an.

Ich liebe euch beide!

Wenn wir die zarte Balance erkennen, die für das Wohlbefinden unserer Kinder so entscheidend ist, und wenn wir die kraftvolle Bedeutung der weiblichen und männlichen Energie in ihrer gesunden Form würdigen, dann können wir einen Raum der Heilung und des Wachstums schaffen – für unsere Kinder und für das gesamte System.

Brettaufstellungen – funktioniert das wirklich?

Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist die systemische bzw. mediale Aufstellungsarbeit.

In unserem Leben ist alles abrufbar. Nichts geht verloren.

Durch die Möglichkeit einer Brettaufstellung können wir uns ein Bild der aktuellen Blockade machen und wertvolle Lösungen und Hilfestellungen erarbeiten.

Oftmals haben alte, nicht gelöste Themen enormen Einfluss auf unser Leben und wirken im Unbewussten.

Alte Verstrickungen unserer Familienangehörigen, alte Traumata und die daraus erschaffenen Glaubenssätze, bilden oft die Ursache unserer, sich im Alltag zeigender, Probleme.

Die Verbindungen zu unseren Eltern, Geschwistern, verstorbenen Familienangehörigen benötigen einen bestimmten Platz im System. Wird dieses System, aus schicksalshaften Gründen nicht gelebt, wurden verstorbene Kinder nicht gesehen, Kinder früh verlassen, oder Trennungen, ohne Klärungen ausgeführt – hat dies tatsächlich – energetisch gesehen, Einfluss auch auf unser Leben.

Kinder entwickeln eine falsche Loyalität, weil sie bestimmten Mustern folgen, Frauen erhalten Prägungen, die sie klein halten, Männer tragen den ungeliebten Anteil weiter, weil sie die Mutterliebe nicht hatten…

Und das sind nur Beispiele.

Jede Seele, jeder Mensch hat den großen Wunsch, geliebt zu werden.

Doch unsere Ahnen haben oft Schreckliches erlebt. Sie mussten stark sein, haben sich allein durchs Leben kämpfen müssen. Haben Hunger und Not erfahren.

Missbrauch, Verlassen-werden, die Heimat zu verlieren… All das ist in unseren „emotionalen Genen“ gespeichert.

Und wir „erinnern“ uns daran.

Auch wenn wir Oma Hilde niemals kannten, oder Uropa Franz noch nicht einmal auf einem Foto gesehen haben. Energie zieht sich durch die Generationen.

Und dann stehen wir hier und wundern uns, warum wir immer wieder die Männer anziehen, die uns verlassen, warum wir nie auf einen grünen Zweig kommen, oder nur sehr schlecht anderen vertrauen…

Für mich in meiner Arbeit ist die Mutter-, und Vaterenergie das Wichtigste.

Wie habe ich meine Eltern gesehen? Waren sie für mich da? Waren sie „caring“?

Waren sie liebevoll mit sich? Welche Prägung habe ich mitbekommen.

Welches Bild habe ich von einer Mutterenergie? Einer Vaterenergie?

Denn, nur zur Erklärung: Meine Partnerschaft ist sehr eng verbunden mit meinem Bild meines Vaters. Lehne ich meinen Vater ab, aus welchen Gründen auch immer -habe ich den Vater tatsächlich nicht in meinem Leben gehabt – wird es sich für meine Partnerschaft schwer erweisen zu existieren. Mein „System“ zieht Männer an, die nicht lange bleiben, die mich immer wieder verlassen.

Alles beruht auf Resonanz.

Darum liebe ich die Form der Aufstellungsarbeit. Sie macht so viel sichtbar. Sie bringt Erkenntnisse, die wir mit rationalem Denken niemals erreichen können.

Und – das Wichtigste daran: Wir können sensibel für die „Ursachen“ machen, wie können tatsächlich Heilung in diese Verletzungen bringen. Denn es macht so viel mit uns, wenn wir die Ursache sichtbar machen.

Endlich können wir durchatmen, unser Fühlen „umprogrammieren“. Denn es sind nicht wir, die nicht fähig sind, die ungeliebt sind, die zuständig sind.

Wir tragen alte Rucksäcke – und zwar so lange, bis wir sie absetzen. Und das kann nur geschehen, wenn wir hineinschauen.

Sie absetzen, hineinschauen und Heilung hineinbringen.

Ja, das erfordert Mut.

Ja, das erfordert Vertrauen.

Aber ich mag es nicht mehr missen.

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Die Workshops sind nur als komplettes Angebot buchbar.
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Abschlusszertifikat bei regelmäßiger Teilnahme

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Nahuatl Segen


Ich befreie meine Eltern von dem Gefühl, dass sie mit mir versagt haben.
Ich befreie meine Kinder von der Notwendigkeit, mich Stolz machen zu müssen.
Mögen sie ihre eigenen Wege nach Herzenslust gehen.
Mögen sie ihren Instinkten folgen und so ihre Träume verwirklichen.
Ich entbinde meinen Partner von der Verpflichtung, mich zu vervollständigen.
Mir fehlt nichts,
ich lerne die ganze Zeit mit allen Wesen.
Ich danke meinen Grosseltern und meinen Vorfahren, die zusammengekommen sind,
damit ich heute das Leben atmen kann.
Ich befreie sie von früheren Versagen und unvollendeten Wünschen, wissend, dass sie ihr
Bestes getan haben, um ihre Lebensumstände in bester Art und Weise zu tragen,
wie es ihnen möglich war.
Ich ehre sie, liebe sie und erkenne sie als frei von aller Schuld an.
Ich breite meine Seele vor ihren Augen aus, deshalb wissen sie, dass ich nichts mehr
verstecke oder schulde, als mir selbst und meiner eigenen Existenz treu zu sein,
indem ich der Weisheit meines Herzens folge.
Ich erfülle meinen Lebensplan frei von familiärer Loyalität.
Ich weiss, dass mein Friede und mein Glück in meiner eigenen Verantwortung liegen.
Ich verzichte auf die Rolle des Retters, der-/diejenige zu sein, der die Erwartungen anderer
vereint oder erfüllt.
Indem ich durch – und nur durch Liebe lerne, ehre ich meine Essenz und segne mein Wesen
und meine Ausdrucksweise, auch wenn man mich vielleicht nicht versteht.
Ich verstehe mich, weil nur ich meine Geschichte gelebt und erlebt habe.
Ich kenne mich. Ich weiss, wer ich bin, was ich fühle, was ich tue und warum ich es tue.
Ich ehre mich, ich liebe mich und erkenne mich als frei von Schuld an.
Ich ehre dich, ich liebe dich und erkenne dich als frei von Schuld an.
Ich ehre die Göttlichkeit in mir und in dir.
Wir sind frei …

Nahuatl-Segen aus Mexiko, 7. Jahrhundert

Manchmal laufe ich weg

Manchmal laufe ich weg.

Ich laufe weg vor Aufgaben, die ich nicht so gerne mache.

Ich finde Ausreden.

Ich finde wichtige Dinge, die vorher erledigt werden müssen.

Ich finde Ablenkungen.

Ich finde Dinge, die nicht vorher erledigt werden müssen.

Und manchmal finde ich nichts, was ich vorschieben könnte…

So ein Mist.

Und eigentlich laufe ich gar nicht so oft vor Dingen weg.

Eigentlich bin ich ein Macher. Eine Macherin.

So sagen es jedenfalls andere über mich.

Doch hier – fällt es mir schwer…

Vor fast zwei Jahren bist Du gegangen.

Und das Haus steht leer.

Doch nicht wirklich.

Es gibt sie noch – die Erinnerungen, die sich in den Räumen stapeln.

Es gibt sie noch – die Möbel, die Du benutztest.

Es gibt sie noch – die Schränke, die immer noch nicht ganz ausgeräumt sind, die Gläser, Besteck und Tupperware in sich tragen und mich langsam rufen, damit ich weitermache…

Weitermachen…

Mit dem Loslassen.

Mit dem Sortieren.

Mit dem Entscheiden – behalten, nicht behalten und den Dingen, die sagen: „Keine Ahnung wohin damit.“

Diese Dinge stehen auf einer Seite Deiner Terrasse.

Auf der anderen Seite, die Dinge die schon sortiert sind.

Heute wäre ich am liebsten wieder weggelaufen.

Weggelaufen –

Zu meiner Arbeit, zu einer Freundin, zum Einkaufen, zu Instagram, oder etwas anderem…

Aber am Freitag wird der Sperrmüll abgeholt

Und so darf es weitergehen.

Also heißt es weitermachen.

Weitermachen mit dem Öffnen von Erinnerungen, weitermachen mit dem Ausräumen und der Energie, die sich einstellt, wenn ich die Dinge in der Hand halte.

Weitermachen mit der Erkenntnis-Du lebst hier nicht mehr. Auf jeden Fall nicht mehr so wie früher.

Heute höre ich Dich, wie Du mir sagst:“ Mädchen, schmeiß das ruhig weg, ich bin hier und brauche es nicht mehr.

Ich höre Dich sagen; „Vielleicht möchten Deine Mädels das noch benutzen – und ich sehe Dich vor mir, wie Du die ein oder andere Sache zum letzten Mal benutzt hast.

Und dann sehe ich mich, wie ich den Teller aus den 70ern in der Hand halte und grinsen muss, weil ich davon als 4-Jährige mein Butterbrot gegessen habe. Die herrlich kitschigen, rot, blau, orangen Blumen am Rand beschreiben das Gefühl von Vintage –, und ich höre die Musik wie sie vom alten Plattenspieler kommt. Das Tonbandgerät, welches von meinem Vater dazu genutzt wurde, unsere Kinderstimmen festzuhalten und ich erinnere mich daran, wie ich laut tönend zu Heinos schwarzbraun ist die Haselnuss gesungen habe… Hach…

Nein – ich laufe nicht weg. Heute nicht.

Heute lasse ich tatsächlich los.

Ich spüre, wie ich immer leichter werde. Der erste Schrank ist abgebaut. Mit jedem Gang zur Straße spüre ich den Rückenwind.

“ Alles hat seine Zeit,“ sagt meine Ma – „Du wirst diesen Raum anders füllen, neu füllen.

Und dafür braucht es jetzt Deinen Mut. Den Mut loszulegen. Den Mut dranzubleiben.

Worauf wartest Du, Mädchen?“

„Ich bin hier…“

Zentrum für Persönlichkeitentwicklung, Entspannung und seelische Gesundheit