Bedürfnisse

Bedürfnisse

Be-dürfen

Dürfen

Darf ich später noch zu Julia spielen gehen?

Darf ich mir noch ein Eis nehmen?

Darf ich dieses oder jenes?

Wenn wir diese Fragen hören, handelt es sich in der Regel um Kinder.

Kinder fragen um etwas.

Sie fragen, weil sie es so gelernt haben.

Darf ich das?

Und darf ich dieses?

Ja – als Kinder haben wir regelmäßig um etwas gefragt.

Und –

Wann erlauben wir uns im Erwachsenensein etwas zu erfragen?

Und das meine ich tatsächlich ernst.

Ja – und damit meine ich unsere Be-Dürfnisse.

Das, was Du brauchst, damit es Dir gut geht.

In der Regel fragen wir uns nur sehr selten. Was brauche ich gerade…

Wir spüren meistens erst, dass uns etwas fehlt, wenn es zu spät ist.

Und das Spannende ist: Wir sind doch erwachsen, wir brauchen nicht mehr zu fragen, wir haben unsere Verantwortung für unser Leben.

Wir sind frei – oder nicht?

Sicherlich.

Um unsere Wünsche zu erfüllen, bedarf es einfach auch oft das Finanzielle.

Ohne Moos nix los.

Ok.

Dafür können wir etwas tun.

Wir können arbeiten, wir sparen auf etwas hin. Wir tun etwas dafür.

Doch wie sieht es mit anderen Bedürfnissen aus?

Dem Bedürfnis nach Nähe, nach Sicherheit, nach Frieden…

Grundbedürfnisse, wie Liebe, Geborgenheit, Verständnis…

Bedürfnisse, die vielleicht in der Vergangenheit nicht erfüllt wurden.

…und vielleicht sogar im Gegenteil da waren und zu einem Trauma geführt haben.

Was ist gerade mein Bedarf?

Und wo erlaube ich ihn mir nicht…oder jemand anderer?

Nun – wenn es so nicht funktioniert, hole ich mir eine andere Form der „Zuwendung“

Wir kompensieren unsere Bedürfnisse, indem wir uns Ersatzthemen besorgen.

Das kann für den einen Alkohol sein, um nichts mehr fühlen zu müssen.

Um keine Ängste mehr zu haben. Das kann übertriebener Sport sein, um sich zu spüren. Das kann Essen sein, um sich zu belohnen und sich wie zu Hause zu fühlen.

Das kann Kaufwut sein, damit man sich für den einen Moment erfüllt fühlt und hübsch.

Bei vielen Jugendlichen ist es der gefährliche Trend sich zu verletzen –  sich vermeintlich wirklich  zu spüren im Moment des Schmerzes und die darin versteckte Hoffnung, dass irgendjemand, einen wirklich sieht und wahrnimmt.

Und dann  kann es das „Weglaufen“ in irgendeiner Form sein, ein Ablenken, damit es nicht mehr weh tut.

….Und wir nicht wirklich hinschauen müssen.

Ich darf!

Das ist ein unheimlich wertvoller Satz.

Ich darf!

Ich darf leben, ich darf lieben, ich darf traurig sein, schwach sein, bedürftig sein.

Ich darf um eine Umarmung bitten, um Schutz um das Festhalten, wenn es mir nicht gut geht.

Ich darf wütend sein, schreien, weinen und verrückt sein.

Ich darf!

Ihr seht – wie wichtig es ist sich darüber bewusst zu machen, warum ich viele Dinge tue.

Den Shoppingwahn, obwohl ich eigentlich Zuwendung brauche.

Den Alkohol, obwohl ich über mich sprechen möchte.

Die Verletzung, obwohl ich eigentlich nicht mehr verletzt werden will.

Weil es einfach zu viel ist.

Weil ich es anders nicht ausdrücken kann.

Weil ich es einfach nicht gelernt habe.

Weil damals niemand da war.

Frag Dich also heute…

Was erlaube ich mir heute?

Was darf ich heute für mich tun?

Und dann mach es einfach!

Deine Bettina