Flurzeit

Kennst Du das?
Dieses Gefühl von „Flurzeit“?

Wie Flurzeit, wirst Du sagen…was soll das bedeuten?

Nun, eine Zeit, in der eine Tür sich geschlossen hat und die nächste sich noch nicht öffnet.
Wir stehen auf dem Flur – voller Gedanken, voller Emotionen – rastlos, tatlos oder ohnmächtig.
(ohne Macht)

Wir wissen genau, dass wir etwas verändern müssen und auch wollen. Doch es scheint noch nicht der richtige Zeitpunkt da zu sein. Bevor wir etwas planen können, liegen noch Gespräche an, Richtungsweisen sind noch nicht klar und irgendwie schwimmen wir so in der Mitte.

Was nun gebraucht wird ist Geduld – GEDULD- 
Hab ich nicht…wirst Du sagen…
Ich möchte alles jetzt und hier und überhaupt, wer braucht schon Geduld.
Wenn ich dieses erledigt habe kommt das nächste, dann bin ich klar, aufgeräumt und kann weiter machen. 
So haben wir es gerne, richtig?
Alles schön geordnet, geplant und laminiert…
Festgesetzt und durchdacht – vorbereitet…

So – und wie ist es so im Leben?
Was sagt das Leben dazu?
Ja – Du bist vorbereitet und dennoch läuft es manchmal ganz anders als wir denken.

Und wenn es anders kommt?
Und wenn das Wetter schlecht ist?
Und wenn es Behinderungen gibt – oder Fahrbahnänderungen?
Was nützt Dir der durchgetaktete Plan?

„Wir sind so Menschen, bei denen etwas passiert ist, was keiner möchte“ – sagte mir gestern noch eine wunderbare Frau.
Bei uns ist es so passiert, dass das Leben nicht so gelaufen ist, wie wir es gerne gehabt hätten.
Das Leben, bzw. der Tod hatte einen anderen Plan.

Und dann?
Was kommt dann?
Der „Lebens“plan?

Wir Menschen machen uns oftmals so verrückt wegen Äusserlichkeiten, wegen Kleinigkeiten, Menüfolgen, Reisen, Treffen und Schuhen…
Wir machen uns Gedanken darüber, was die anderen wohl sagen oder denken, wir machen uns Gedanken darüber über das „was wäre wenn“ und spielen alles haarklein durch…

Wir führen Regie besorgen Accessoires, Garderoben und die passende Musik, wir durchdenken, wir führen Regie und freuen uns über das Happy End – und dann- dann kann es sein, dass der Film reißt.
Eine kleine Änderung im Außen, ein Krankheitsfall, oder ein Schauspieler, der einen schlechten Tag hat.
Ein Sturm zieht auf und weht über die sorgsam errichtete Szene.

Das passiert.

Weil –
Weil wir leider keinen Film drehen, sondern einem Lebensplan folgen, weil wir erfahren und lernen.
Weil wir manchmal zu schnell entscheiden und laminieren, weil wir aus einem schönen Impuls heraus agieren, ohne sich eine Flurzeit zu nehmen.

Manchmal tut es gut, eine Flurzeit wirken zu lassen. Eine Zeit, in der wir wirklich hin-fühlen dürfen, was wir empfinden, was wir wollen und was nicht.

Geduld – so schwierig – auch für mich.
Am liebsten plane ich alles sofort, tüte ein, mache klar, bin in action…ja das mag ich.
Doch auch ich darf erfahren, was es heißt auch einmal abzuwarten, zu prüfen und nicht sofort „action“ für den Dreh zu rufen.

Manchmal tut eine Flurzeit gut…um Samen anwachsen zu lassen, um Vertrauen aufzubauen, um Energie zu bündeln. Für mich und meinen Weg.
Und glaube mir, Flurzeiten haben ihre absolute Berechtigung.
So nehmen wir sie doch an und nutzen die Zeit um etwas Schönes zu machen, um uns abzulenken, um unserer Seele etwas Ruhe zu gönnen.

Ruhe…kann auch sehr angenehm sein – oder?
In diesem Sinne, genießt die Flurzeiten 


Eure Bettina