Gerade unterhielt ich mich noch eine Weile mit meiner schwangeren Kundin, die zur Massage bei mir war.
Unser Thema – natürlich die Geburt, der Umgang mit den Dingen und Situationen, die uns dort begegnen.
Wir unterhielten uns über die großen Geschwister, wie sie die Zeit erleben, wie ihr erster Start ins Leben war.
Das sind Themen, die Schwangere, die Mütter und Frauen mit Familie beschäftigen.
Ja, wenn eine Familie wächst, sind unsere Gedanken natürlich auch bei all den anderen Familienmitgliedern.
Neben unserem Leben finden nebenbei ganz viele Prozesse statt.
Und je größer die Kids werden, umso größer die Familie wird, umso mehr Themen begegnen uns.
Gesundheitsthemen, Kindergarten, Erziehung – dann der erste Liebeskummer.
Freundinnen, Nachbarn, Bekannte und Themen rund um die Welt.
Schicksalsschläge, Streitigkeiten und Freudentränen.
Ja das ist Leben.
Wir haben einen Haushalt, eine Wohnung, vielleicht ein Haus, wir haben unseren Job, unsere Eltern, unsere Großeltern.
Wir haben Träume, Verpflichtungen, Probleme, Sorgen und Kummer…
Jeder auf seine Weise.
Ja – und auch wenn wir vielleicht alleine leben, Single sind, oder als junges oder auch reifes Paar zusammenleben.
Jeder hat seine persönliche „Sorgenkiste“.
Vielleicht wiegen die Themen anders…vielleicht dreht es sich bei dem einen mehr um das Auskommen, um den Job, um das Liebesleben.
Vielleicht dreht es sich um die Entwicklung, den persönlichen Prozess jedes einzelnen.
Doch eines ist gleich – wir alle fühlen.
Wir alle erleben und fühlen unseren Moment.
Und wie oft machen wir uns eigentlich Gedanken darüber, wie sich gerade jemand anderer fühlt?
Machst Du Dir regelmäßig Gedanken darüber, was Dein Verhalten beim anderen auslöst?
Sind wir eigentlich in der Lage uns in andere Seelen hinein zu versetzen?
Können wir Mütter uns z.B.in jemanden hinein versetzen, der zurzeit alleine ist – ohne Kinder?
Ohne Partner?
Ja, wir waren auch einmal Single – doch das ist vielleicht etwas länger her.
Können wir nachempfinden, wie sich jemand fühlt, der alleine ist?
Und auf der anderen Seite:
Können sich Singles wirklich vorstellen, was es bedeutet Vater zu sein, Mutter zu sein?
Können wir uns als Heterosexueller vorstellen, homosexuell zu sein – und was es bedeutet dort ganz frei seine Gefühle leben zu können?
Sind wir in der Lage uns in einen Menschen hinein zu versetzen, der missbraucht wurde, der vor dem Krieg flüchten musste?
Können wir uns in unsere Großeltern, oder auch Eltern hineinversetzen, die den Krieg noch am eigenen Leib erfahren haben?
Wir können versuchen uns in jemanden hinein zu denken-aber ich mag behaupten, dass uns wirklich, – wirklich erst die Menschen verstehen, die Ähnliches erlebt haben.
Wir fühlen uns verstanden, weil jemand weiß wie es sich anfühlt, wir fühlen uns sicher, weil unser Gegenüber genau das Gleiche erlebt hat.
Wir fühlen uns verstanden. Ohne Worte, ohne Erklärung – einfach so…
Natürlich sind wir alle Unikate – und Gott sei Dank ist das so.
Wir Menschen sind verschieden, jeder für sich, mit seinen Prägungen und Gedanken.
Und doch möchten wir auch vom anderen verstanden werden, oder?
Oder wenigstens ein wenig Offenheit erfahren, für das was mich beschäftigt.
Für das, was uns manchmal auch Fehler machen lässt.
Für das, was uns manchmal bis zum heutigen Tag verwundbar macht.
Vielleicht magst Du gemeinsam mit mir in den kommenden Tagen ein Experiment ausprobieren.
Wenn Dir in den nächsten Tagen jemand begegnet, der Dir absolut anders erscheint, unterhalte Dich mit ihm.
Betrachte Dein gegenüber, frag Dich, wie es ihm, oder ihr gerade geht.
Kein großes Interview oder Stalking Deluxe 😉
Achte auf Kleinigkeiten, auf Gesten, auf Ausdrücke – und nimm Dir einen Augenblick Zeit.
Versuche so viele Eindrücke wie möglich zu erhalten.
Frage Dich, wie würde es mir in diesem Moment gehen. Wie mag es meinem Gegenüber in Situation XY gegangen sein?
Frag Dich, was hat er oder sie erlebt?
Wie würde es mir mit diesen Erlebnissen gehen?
Weißt Du Empathie hilft…
Es hilft Dir – und dem anderen.
In diesem Sinne Euch eine wunderbare Vorweihnachtszeit.
Eure Bettina