
Wenn Eltern sterben, ist mit einem Male alles anders.
Der Tod gehört zum Leben. Wir kommen auf diese Welt und wir gehen eines Tages wieder.
Geburt und Tod reichen sich die Hand.
Und inmitten dieses Lebens möchten wir oft gar nicht daran denken, wie es sein würde, jemand Geliebten zu „verlieren“.
Es war doch immer so, dass Mama da war, es war doch immer so, dass Papa für jeden Rat zur Seite stand.
Und jetzt…
Jetzt soll es anders sein?
Wenn unsere Eltern sterben, verändert sich vieles in unserem Alltag. Gewohnte Dinge sind nicht mehr möglich. Ein Abstecher nach Hause, fühlt sich nicht mehr so an, wie früher.
Jetzt besuchen wir vielleicht nur Mama, vielleicht nur Papa.
Wir bekommen mit, dass der Alltag nicht mehr so leicht zu bewältigen ist. Dass Hilfe benötigt wird, dass unsere, so starken, selbstständigen Eltern, nun selbst Hilfe benötigen.
Manchmal verstärken sich Triggerpunkte, die wir damals schon durchlaufen durften.
Wir bemerken, wie und in welchem Ausmaß, der oder die Verstorbene innerhalb der Partnerschaft Situationen gemanagt hat, beschwichtigt hat, oder unterbunden hat.
Eigenarten tun sich auf und wir bemerken – hey, das wird spannend.
Mit einem Male kommt unser inneres Kind wieder zutage. Und wir erkennen, dass alte Muster wieder aufpoppen und uns doch tiefer treffen, als wir dachten.
Durch Lösungen der systemischen Arbeit und durch Seelenarbeit, erhalten wir oft Hilfe.
Wir erlauben uns hinter die Thematik zu schauen. Wir dürfen die Familie neu ordnen.
Denn genau das geschieht, wenn eine Mutter, ein Vater stirbt. Das System stellt sich neu auf, oder es verschieben sich Themen, die vom Elternteil nicht gelöst wurden.
Oft kommt es dann tatsächlich auch im gesundheitlichen Bereich zu Wiederholungen. Blutdruck, bestimmte Thematiken der Sucht, Rheuma, Arthrose, MS.
All das, ist in unseren Zellen angelegt und kann…sich auch, wenn nur vorübergehend zeigen.
Durch die Epigenetik tragen wir emotionale, psychische und tatsächlich auch körperliche Anteile in uns, die oft auf systemische Blockaden hindeuten.
Ich spreche nicht davon, dass es immer so sein muss. Denn jeder von uns hat seinen Seelenplan und dazu gehören auch Erkrankungen.
Nicht jede gesundheitliche Beschwerde hat diesen Hintergrund.
Doch es ist spannend zu sehen, dass sich hinter manchen Themen tatsächlich ein familiärer Hintergrund verbirgt.
Wenn beide Elternteile verstorben sind, beginnt für uns die Zeit und die damit verbundene Erkenntnis, dass nun wir die „Großen“ sind.
Dass nun wir nicht mehr die Rolle des Kindes, der Tochter, des Sohnes leben, sondern die Rolle, des Menschen, der beide Elternteile begraben durfte.
Und das macht etwas mit uns.
Es stehen neben den Aufgaben, die Wohnungen auszuräumen, den Papierkram zu managen, Versicherungen zu kündigen nun auch die Entscheidungen an. Die Entscheidungen darüber – was möchte ICH denn?
Was von dem, was mir „geblieben“ ist, nehme ich an, gebe ich weiter und was halte ich in meinem Herzen.
Neben den Dingen, die nun an alte Zeiten erinnern, braucht es die Kraft zu sortieren, zu entsorgen und falls es noch Geschwister gibt, all das, was da ist, gerecht zu händeln.
Vielleicht hast Du selbst Kinder und bemerkst, wie alte Themen sich hier zeigen.
In Verbindung mit Deinen Kindern, erfährst Du ganz neue Sichtweisen – auch auf den Tod und Deiner persönlichen Trauer.
Enkelkinder sind wertvolle Verbindungen zu den eigenen Eltern.
Vielleicht haben wir aber auch kaum Kontakt zu unseren Eltern gehabt und stellen nun fest, was uns in unserem Leben gefehlt hat.
Alte Verletzungen können auftreten und schmerzen.
Einsamkeit, Wut und Trauer erreichen uns.
Wenn Eltern sterben, braucht es Zeit.
Wenn Eltern sterben, entsteht ein neues Feld.
Und das gilt es langsam und bedächtig zu betreten.
Also falls es Dir gerade so ergeht – gehe sorgsam mit Dir um.
Gehe liebevoll mit Dir um.
Lasse all das, was ist, sacken.
Beobachte, was sich zeigt.
Wo erkenne ich gerade alte Muster, wo lebe ich noch die Dinge, die meine Eltern betrafen?
Was darf nun in mir wachsen und den Platz einnehmen?
Und wofür bin dankbar?
Schreibe gerne Deine Gedanken auf, beginne Dich jeden Tag für 5 Minuten in eine Meditation zu setzen. Lasse alles da sein, was da sein möchte.
Sprich im Geiste mit Deinen Eltern und lausche, was sich in Dir an Antworten zeigen.
Wenn Eltern sterben, tut es weh – ich weiß.
Aber durch den Tod erhalten wir auch gleichzeitig wertvolle Unterstützung aus einer anderen Ebene.
Vertraue darauf!
Du bist nicht allein…
Aber dazu bald mehr